Digital, aber mit dem Extra
Spannende Einblicke und ein Rückblick mit der Kühlungsborner Zimmervermittlung Anke Schultz
Mit ca. 360 Ferienobjekten können hier so gut wie alle Urlaubswünsche erfüllt werden: ob Ferienwohnungen oder -zimmer, von privat, von gewerblichen Vermietern und in Ferienhäusern. Direkt an der Seebrücke mit Meerblick oder am Stadtwald von Kühlungsborn, mit Ausblick zum ruhigen Lindenpark oder ländlich-grün in Wittenbeck. Auch Anfragen von Hotels bekommt die Zimmervermittlung, wenn es kurzfristig noch freie Betten gibt. Wie sieht eigentlich die Arbeit hinter den Kulissen eines modernen Tourismusbetriebes aus, und wie fing 1990 alles an? Zu diesem Thema kamen wir mit der Inhaberin Anke Schultz ins Gespräch. Unsere Kurzformel vorweg: von der Karteikarte zur E-Mail, mehr Spontanität; Meerblick und Beratung sind nach wie vor angesagt.
„Wir vermieten seit den 90er Jahren, und der größte Unterschied liegt darin, dass wir jetzt vieles digital machen“, so die Antwort auf unsere Frage. „Man hatte alles in Papierform, mit Karteikarten ging es los, mit Überweisungsträgern und Festnetzanrufen aus der Telefonzelle.“ Anke Schultz kam durch ihre Mutter in den Beruf, die die heutige Zimmervermittlung von Null aufgebaut hat. „Sie hatte damals eine Ferienwohnung vermietet, diese inseriert und ganz viel Post bekommen. Dann wurden Kühlungsborner angesprochen, braucht ihr noch Urlauber. So entwickelte sich das.“ Die Gründerin Monika Henschel war selbst überrascht von der Nachfrage. Zuerst hatte sie für den Bekanntenkreis vermietet, bevor die Geschäftseröffnung folgte – damals als 1. Zimmervermittlung neben der Kurverwaltung. „Meine Mutter ist auch eine mutige Frau gewesen und hat die Zeichen der Zeit erkannt. Angefangen im Haus `Jasmin´ in der Ostseeallee, ging sie sofort ins Risiko, als das Haus um die Ecke zum Verkauf stand.“ Noch heute befindet sich hier im Apartmenthaus „Monika“ das zentrale Vermietungsbüro.
Als es losgehen sollte mit der Digitalisierung, war der Zuspruch zunächst sehr verhalten. Schon die Geschäftsgründerin hatte sich mit dem Thema beschäftigt und den Anfang gemacht: entsprechende PC-Programme installiert, Modem eingerichtet, einen externen Fachmann engagiert. „Aber ich weiß noch, dass das zuerst gar nicht funktionierte. Von der Kundennachfrage her lief es einfach nicht. Wahrscheinlich waren wir 1-2 Jahre zu früh“, erinnert sich Anke Schultz. Nach dieser Verzögerung eroberten digitale Prozesse dann nachhaltig unseren Alltag.
Mit Zwischenstufen, Updates und den wachsenden technischen Möglichkeiten hat diese Entwicklung bis zu heutigen Abläufen geführt: wenn etwa Schlüssel für Ferienapartments völlig kontaktlos übergeben werden können, über eine Schlüsselbox. Das ist hilfreich bei Pandemiegeschehen, aber auch nützlich z. B. bei zeitlich sehr frühen oder späten Gästeankünften/Abreisen. Dies wäre heute im Prinzip 24 Std. möglich. Auch das Thema Fotos ist wesentlich intensiver geworden. „Es ist wichtig, über die Fotos das Marketing zu gestalten. Bilder sagen mehr aus als 3 Seiten Text, was die Attraktivität einer Wohnung betrifft.“
Auch spannend: Trotz aller Vorteile reicht nur das Prinzip Online nicht ganz aus. Besonders erfolgreich ist gerade die Kombination beider Kanäle.
„Oft rufen Kunden an und sagen, ich sitze am Rechner, möchte buchen und habe noch ein paar Fragen zur Ferienwohnung. Oder wir telefonieren und bieten an, das für den Gast einzubuchen oder aber er macht das später selbst.“ Es gibt enorm viel Telefonkontakt, immer noch. Natürlich erfolgt die Buchung im Sinne des abschließenden „Klicks“ heute meist online – aber eben oft mit Rückfragen und Beratungswunsch zuvor. „Einen entscheidenden Anteil an dieser Beratung und letztlich am Erfolg unseres Tuns haben meine Mitarbeiterinnen. Ihnen gebührt an dieser Stelle ausdrücklich ein großes Dankeschön.“
Wie hat sich aus der Sicht der Zimmervermittlung das Urlaubsverhalten noch verändert?
„Gäste sind spontaner und die Buchungsdauer hat sich absolut verkürzt. Die Urlauber kommen heute öfter an die Ostsee und bleiben kürzer“, so das Fazit der heutigen Inhaberin. „Noch Anfang der 2000er Jahre hatten wir im Sommer kaum eine Buchung unter 14 Tagen.
3 Wochen waren wirklich normal, heute sind 2 Wochen schon lang.“ Auch die Grenzen der Nebensaison haben sich in 30 Jahren stark verändert. Während früher Mai-September die Hauptsaison bildeten, hat Kühlungsborn aktuell auch im Winter viele Gäste – gerade zentrale Ferienwohnungen oder Apartments mit Ostseeblick sind gut frequentiert. Das war damals quasi undenkbar. Für Eigentümer ergibt sich daraus: Weil es mittlerweile auch eine große Vielfalt gibt, werden in der Vor- und Nachsaison gerade die besonderen Wohnungen gebucht. Apartments müssen heute optisch und qualitativ etwas bieten können.
War dann der Urlaub erfolgreich mit schönen, sorgenfreien und glücklichen Tagen, zeigt sich das nicht nur an der wachsenden Zahl an Stammgästen, gerade in Kühlungsborn. Es zeigt sich auch mit direktem Feedback in Form von – zum Beispiel Schokolade. „Natürlich sind E-Mails inzwischen unser täglich Brot, aber tatsächlich bekommen wir zusätzlich immer noch sehr viel Post“, verrät Anke Schultz. Briefe bzw. Karten als Danksagung nach dem Urlaub, und noch während des Urlaubs werden kleine Präsente vorbeigebracht, oftmals eben Schokolade. „Wir haben sogar viele Gäste, die uns kleine Deko-Objekte basteln, das berührt mich immer sehr.“ Eine schöne Konstante also, die sich gehalten und gefühlt sogar noch verstärkt hat: Wenn Urlaubsgäste glücklich sind, bringen sie das gerne persönlich zum Ausdruck.