Naturschutzgebiet – Verborgene Schätze und sanfter Tourismus

Viele Einheimische und Besucher wissen kaum etwas über diesen verborgenen Schatz der Natur. Das ändert sich jedoch, dank der engagierten Arbeit von Rebecca Kain, Ute Becker und Juliane Martens, die als Rangerinnen in einem Projekt des NABU Mittleres Mecklenburg e.V. im Schutzgebiet tätig sind. Sie bieten verschiedene Führungen an, die den Teilnehmern einen völlig neuen Blick auf die Umgebung ermöglichen und ein stärkeres Bewusstsein für die Schutzbedürftigkeit des Gebiets schaffen. So erfahren die Teilnehmer beispielsweise, wie Dünen entstehen und warum es wichtig ist, sie zu schützen. Rebecca Kain berichtet, dass die Führungen viele Besucher sensibilisieren und diese anschließend stärker darauf achten, die Natur nicht zu stören.
Das STRANDGUT-Team hat sich einer dieser spannenden Führungen angeschlossen und erfahren, wie die Rangerinnen es schaffen, die Leute für das Gebiet und seine Natur zu begeistern.
Das heutige Riedensee-Schutzgebiet wurde einst teilweise militärisch genutzt. An manchen Stellen sind noch Überreste einer Betonstraße am Strand zu erkennen und man findet Versorgungsleitungen und alte Stromkabel im Sand. Viele Einheimische, die an den NABU-Führungen teilnehmen, erzählen Geschichten, die sie selbst mit diesem Ort verbinden, oftmals aus Zeiten, als man das Gebiet noch vollständig betreten durfte. Heute ist das Naturschutzgebiet größtenteils nicht begehbar und dient als Rückzugsort für Flora und Fauna. Auf zwei Plattformen und am Strand entlang hat man jedoch eine sehr gute Sicht auf den Riedensee und kann das Geschehen hautnah miterleben.
Die räumliche Nähe des Riedensees zur Ostsee sorgt für eine Besonderheit. Nach Sturmfluten bildet sich von Zeit zu Zeit zwischen den beiden Gewässern ein temporärer Durchbruch. Dann vermischt sich das Süßwasser des Riedensees mit dem Salzwasser der Ostsee. Diese Dynamik sorgt immer wieder für die Bildung offener Sandflächen, die für manche Bewohner des Riedensees wertvolle Rückzugsräume darstellen.
In ganz Europa ist unberührter Sandstrand selten geworden, da menschliche Aktivitäten überall ihre Spuren hinterlassen haben. Dies beeinträchtigt das Vorkommen und das Überleben vieler Tier- und Pflanzenarten, die auf ungestörte Strandlebensräume angewiesen sind. Daher ist es beispielsweise wichtig, Hunde anzuleinen und in den begehbaren Strandbereichen zu bleiben. So kann ein Nebeneinander von Mensch und Natur in dieser einmaligen Naturlandschaft gelingen.
1993 wurde der Riedensee aufgrund seiner Besonderheit als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Heute erstreckt sich das Schutzgebiet über eine Fläche von 110 Hektar und umfasst den Strandsee, angrenzende Dünen, Strände, Brackwasserröhrichte und Salzwiesen sowie vorgelagerte Riffe mit Miesmuschelbänken. Es wurde auch als Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung anerkannt und ist als „FFH-Gebiet Riedensee“ ausgewiesen, was es zu einem europäischen Schutzgebiet von internationaler Bedeutung macht. Der Riedensee steht als prioritärer Lebensraum besonders im Fokus des Naturschutzes, da solche Strandseen oder Lagunen in Europa kaum noch in natürlicher Ausprägung existieren. MV hat daher eine hohe Verantwortung, diesen Naturschatz zu erhalten.
Bei den verschiedenen NABU-Führungen im Naturschutzgebiet Riedensee gehen die Rangerinnen mit Jung und Alt auf die Suche nach Riffen, Lagunen und sogar magischem Sand. Grundsätzlich sind alle Führungen sehr familienfreundlich. Mit Informationen rund um den Riesensee sind die Rangerinnen auf verschiedenen Veranstaltungen im Ostseebad anzutreffen und bieten auf Anfrage auch Projekttage an. Wichtig ist ihnen, gerade der jungen Generation zu vermitteln, dass diese landschaftliche Besonderheit bei uns einmalig ist und deshalb besonders geschützt werden muss. Doch auch Menschen, die seit Jahrzehnten im Ostseebad leben, können hier noch viel Neues erfahren und das Gebiet aus einem neuen Blickwinkel betrachten.

Tiere am Riedensee
Der Käfer „Meerstrand-Ahlenläufer“ (Bembidion pallidipenne) ist eine extrem seltene Art, die nur noch an wenigen Stränden in Europa vorkommt. Sie ist weltweit stark gefährdet und vom Aussterben bedroht. Aktuell bietet der Riedensee als einer von ganz wenigen Orten in Mecklenburg-Vorpommern, dem Meerstrand-Ahlenläufer Lebensraum.
Auch andere, zum Teil hochspezialisierte, Tierarten finden am Strand des Riedensee für sie passende Lebensbedingungen.
Die Larven von Meerstrand-Sandlaufkäfern (Cicindela maritima) bauen die Ei­ablage- und Wohnröhren ihrer Larven im Sandstrand. Diese Röhren werden nur durch verklebte Sandkörner stabilisiert. Ein unbeabsichtigter Tritt kann dazu führen, dass das Zuhause der Käferlarven unwiederbringlich zerstört wird und der Fortpflanzungserfolg der lokalen Population in Frage steht.
Sandregenpfeifer, die zu den Watvögeln gehören, scharren flache Mulden in den Sand und legen ihre gut getarnten Eier hinein. Diese perfekte Tarnung kann für die Tiere jedoch zum Verhängnis werden, da Menschen sie oft nicht erkennen und unabsichtlich in die Nistbereiche treten, was die Brut stört. Auch Hunde können Gelege oder Jungvögel gefährden.

 

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