Alles Ostsee oder was? Unser kleines Ostsee-„wiki“!
Über Buhnen, Blaualgen, Quallen, Vibrionen, Gischt, Fische und Möwen.
Monatelang Genießen wir den Sommer und den Strand und Springen in unsere schöne Ostsee. Doch was genau haben die Buhnen für einen zweck, welche Möwen laufen am Strand und und und !? Wir haben einmal ein kleines Ostsee-Wiki zusammengestellt.
Buhnen – Ein Stück Kultur-geschichte
Jeder Besucher hat sich vermutlich schon einmal gefragt, was es mit den Holzpfählen auf sich hat, die an der Ostseeküste aus Sand und Meer ragen. 70 Prozent der Küste Mecklenburg-Vorpommerns werden ständig abgetragen – durch Wind, Seegang, Strömung, unterschiedliche Wasserstände und sich ändernde Meereshöhen. Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden aus diesen Gründen Buhnen in Reihen aus massiven Holzpfählen errichtet. Sie reichen bis zu 80 Meter in die Ostsee hinein, werden dazu teils 6 Meter tief in den Sand gerammt und verlaufen im Abstand von ca. 60 Metern voneinander quer zur Uferlinie. Mit der Buhnenwurzel ist die Buhne in das Ufer eingebunden, das wasserseitige Ende ist der Buhnenkopf. In Kühlungsborn reichen die gut erhaltenen Buhnen vom Hansa-Haus (Kühlungsborn West) bis zum Bootshafen (Kühlungsborn Ost).
Eine Buhnenreihe hat drei Funktionen:
1) Buhnen werden angelegt, damit für die Schifffahrt in Niedrigwasserzeiten eine ausreichende Wassertiefe entsteht.
2) Sie dienen zum Schutz des Ufers vor Landverlust. Dieser soll möglichst minimal sein. Sand wird abgelagert, was das Wasser flacher macht und den Wellen ihre Kraft nimmt.
3) Als Maßnahme des Küstenschutzes werden Buhnen senkrecht oder schräg zur Uferlinie angeordnet, um Gezeiten- und Küstenströmungen abzuleiten sowie Wellen und Brandungsströme zu beeinflussen.
Mit fortschreitender Zeit sind Buhnen aus anderen Werkstoffen wie Stahlbeton und Steinschutt eingesetzt worden. In der Regel werden Buhnen heute als Steinschuttdamm errichtet, in einfachen Fällen als Einwandbuhne mit Hilfe von Holzpfählen aus Eukalyptus, das beständiger ist als heimische Holzarten. Mittlerweile sind Buhnen in den Ostseebädern nicht mehr wegzudenken. Der Küstenschütz ist zwar flexibler geworden durch Sandvorspülungen, die traditionellen Holzbuhnen hingegen sind im Laufe zu einem Stück Kulturgeschichte geworden. Sie sind ein beliebtes Fotomotiv für Gäste und für Anwohner ein Stück Heimat, auf das man nicht verzichten mag.
Blaualgen sind im Normalfall ungefährlich
Im Spätsommer tauchen Sie vermehrt auf an der Ostseeküste von Kühlungsborn, die Blaualgen. Sie erscheinen als grüner Teppich 20 bis 30 cm unter der Wasseroberfläche oder als grüne Schlieren auf der Gewässeroberfläche. Doch was hat es damit auf sich und sind Sie eine Gefahr für den Menschen? Bei normaler Konzentration der sogenannten Cyanobakterien, so Mediziner und Wissenschaftler, sind Blaualgen vollkommen harmlos. Zum Problem werden sie nur, wenn sie sich massenhaft vermehren würden. Dies könnte zu Schleimhautreizungen und bei besonders trübem Wasser zu erschwerten Bedingungen für Rettungskräfte bei Badeunfällen führen, erklärte das Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde.
Wenn man in großen Mengen Wasser mit Blaualgen schlucken würde, kann das Wasser bei empfindlichen, geschwächten Menschen, Kindern und sogar bei Hunden unter Umständen Durchfall, Übelkeit, Erbrechen oder Haut ausschläge auslösen. Zu einer starken Vermehrung von Blaualgen kommt es, wenn hohe Wassertemperaturen und ein hoher Nährstoffgehalt im Wasser zusammentreffen. Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde untersucht regelmäßig Wasserproben, um die Konzentration der Bakterien im Wasser zu überprüfen. Stellen örtliche Behörden eine erhöhte Konzentration fest, werden Badende durch Schilder gewarnt. Andernfalls kann man bedenkenlos baden gehen und die Sonne genießen. Die Wasserqualität vom Ostseebad Kühlungsborn finden Sie an den Infotafeln nahe der Rettungstürme.
→ Örtliche Behörden warnen bei Gefahr durch Schilder
Quallen: Nur zwei Prozent mehr als das Meer
Mit einem Wassergehalt von 98 – 99% gehören Quallen zu den Tieren, die am wenigsten eigene Körpersubstanz besitzen, um sich von ihrer Umwelt abzugrenzen. Die Quallenart, die Besucher am häufigsten an den Ostseebade-stränden antreffen, ist die Ohrenqualle Aurelia aurita. Wie alle Quallen durchläuft sie jedes Jahr einen Zyklus mit festsitzenden und frei im Wasser schwebenden Entwicklungsstadien.
Allgemein bekannt ist das freischwebende Sommerstadium, die sogenannte Meduse, die meist im Juli zu einem geschlechtsreifen Tier herangewachsen ist und bis in den Oktober hinein in großen Mengen in der Ostsee auftreten kann. Wie häufig diese „erwachsenen“ Quallen in den Sommermonaten sind, hängt unter anderem davon ab, wie viel Nahrung sowohl die kleinen Larvenvorstadien als auch die heranwachsenden Medusen finden. Quallenfutter besteht aus kleinsten,ebenfalls frei in der Wassersäule schwebenden Tierchen, dem Zooplankton, dessen Häufigkeit wiederum im Wesentlichen vom Phytoplankton, mikroskopisch kleinen, schwebenden Pflanzen, und damit letztendlich vor allem vom Nährstoffangebot, Lichteinfall und von der Wassertemperatur bestimmt wird,
die das Phytoplanktonwachstum regulieren. Ob die allgemeine Eutrophierung der Ostsee, also ihre erhöhte Versorgung mit Pflanzennährstoffen (Stickstoff und Phosphor) durch menschliche Aktivitäten in den Einzugsgebieten, über diese Nahrungskette indirekt zur verstärkten Entwicklung von Quallenpopulationen beiträgt, ist bislang nicht wissenschaftlich zu belegen. Quallen sind jedoch keinesfalls Anzeiger für „schmutziges“ Wasser. Wenn sich Badegäste durch ihr massenhaftes Auftreten in ihrem Badegenuss beeinträchtigt fühlen, hat dies in der Regel nichts mit der Wasserqualität vor Ort zu tun. Vielmehr wurden die Tiere, die langsame Schwimmer sind und hauptsächlich von Meeresströmungen transportiert werden, durch Windeinflüsse zu großen Schwärmen an einer bestimmten Stelle zusammengetrieben oder an den Strand gespült.
Um ihre Nahrung ungehindert zur Mundöffnung an ihrer Unterseite transportieren zu können, lähmen Quallen ihre Beute mit Gift in sogenannten Nesselkapseln, die an ihren Tentakeln und an ihrer Schirmoberfläche sitzen und „explodieren“, wenn sie berührt werden. Bei der Ohrenqualle Aurelia aurita ist eine derartige Berührung für Menschen oder auch badende Hunde völlig harmlos, weil die Nesselkapseln zu klein sind, um die Haut zu durchdringen und ihr Gift zu injizieren.
Gelbe Haarquellen – auch Feuerquallen genannt – sind eher selten.
Unangenehmer ist da schon eine „hautnahe“ Begegnung mit der Gelben Haarqualle Cyanea capillata, die von Strandbesuchern meist als „Feuerqualle“ bezeichnet wird: Ihre Nesselkapseln haben eine höhere Durchschlagskraft und können mit ihrem Gift allergische Reaktionen und Hautrötungen hervorrufen. Anfassen sollte man sie also nicht und im Wasser nach Möglichkeit einen gebührenden Abstand halten. Gelbe Haarquallen sind im Oberflächenwasser der Ostsee eher selten, gelangen jedoch durch windbedingten Auftrieb von salzreichem Tiefenwasser auch schon mal in die Badebereiche oder werden am Strand angespült. Hat man sich trotz aller Vorsicht doch einmal an einer Haarqualle „verbrannt“, ist das zwar unangenehm, jedoch nicht gefährlich. Vorsichtiges abspülen mit Meerwasser – nicht reiben (!) – hilft, an der Haut klebende Tentakel sowie nicht explodierte Nesselkapseln zu entfernen und das brennende Gefühl zu lindern. Süßwasser und andere Flüssigkeiten wie Desinfektionsalkohol sollten nicht zum abspülen verwendet werden, da sie noch nicht explodierte Nesselkapseln auslösen und so das Brennen verstärken. Am besten ist, wenn man sich nach einem Kontakt mit der Feuerqualle direkt zum Rettungsschwimmer begibt.
Woher kommt der weiße Schaum am Strand?
Am Strand entdeckt man ihn hin und wieder, den weißen Schaum am Ostseestrand. Was hat es damit auf sich? Die Redaktion des Strandgut Magazins hat für sie recherchiert und Antworten gesucht.
Verursacher ist die sogenannte Schaumalge, auch Phaeocystis globosa genannt. Anfang April bis Mitte Mai erreicht sie ihre maximale Dichte. Beim Absterben der Pflanzen entstehen die Schaumlandschaften. Wenn Algen sterben, geben sie Stoffe wie Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße ins Wasser ab. In den Luftblasen von Wasser lagern sich die Algenreste ab, was zur Schaumbildung führt.
In Australien werden die Schaumberge teils sogar mehrere Meter hoch. Der Schaum ist jedoch vollkommen ungefährlich und verschwindet nach kurzer Zeit wieder von selbst.
Welcher ist der größte Fisch in der Ostsee?
Wussten Sie es? Der größte Fisch in der Ostsee ist nicht die Meerjungfrau, obwohl man munkelt, dass sie an warmen Sommerabenden besonders gern am Kühlungsborner Strand liegt und Männerherzen höherschlagen lässt. Nein, es ist der Lachs, der laut Institut für Ostseefischerei in Rostock-Marienehe rund 1,5 m lang und 30 kg schwer werden kann. Dorsche werden dagegen bis zu 1,2 m lang und 20 kg schwer. Schollen können 1 Meter lang werden, wenn sie 80 Jahre Zeit zum Wachsen hätten. Häufig genug werden sie jedoch weitaus früher durch Fischer gefangen. Die maximale Größe von Fischen ist damit variabel und hängt von Umwelt- und Populationseinflüssen ab.
Lach- und Silbermöwen
Möwen sind für viele Urlauber ein Highlight, das sie mit der Ostsee verbinden – auch das Kühlungsbornwappen besteht aus drei Möwen (jeweils für die drei früheren Orte, aus denen das Ostseebad entstand). Viele Gäste freuen sich auf das Geschrei der Vögel. Andere finden die Fressräuber lästig, denn sie schrecken teilweise auch nicht davor zurück, das Hab und Gut von Badegästen an verlassenen Strandmatten nach einem leckeren Snack zu durchsuchen. Im Ostseebad Kühlungsborn sind vor allem zwei Möwenarten weit verbreitet. Die größeren Vertreter ihrer Art sind die Silbermöwen (Larus argentatus). Sie erreichen meist eine Größe zwischen 55 und 67 cm und eine Flügelspannweite von bis zu 150 cm, wobei die Männchen deutlich größer werden als die Weibchen. Im Gegensatz zur Lachmöwe hat sie einen gelblichen Schnabel und gelbliche Beine und schwarze Flügelspitzen. Die Silbermöwen brüten in Kolonien entlang oder nahe der Küste, an felsigen Küsten, Inseln und Stränden. Ihre bevorzugte natürliche Nahrung sind Schalentiere und Fischabfälle. Wenn Urlauber nicht aufpassen, frisst die Möwe auch gern ihre Pommes Frites oder das Eis weg.
Die kleineren Lachmöwen (Larus ridibundus) sind etwa 34 bis 43 cm lang und tragen teils eine dunkle Kopfmütze bei ansonsten hellem Federkleid. Der Kopf ist im Winter weiß mit einigen dunkelgrauen Flecken, zur Brutzeit hingegen ist der Kopf dunkelbraun gefärbt. Diese typische Gesichtsfärbung entsteht erst im dritten Lebensjahr der Vögel. Ihr Schnabel und ihre Beine sind rötlich. Sie sind das ganze Jahr über in Kühlungsborn zu finden und brüten in großen Kolonien entlang unserer Küste und im Binnenland. Sie fressen gerne Regenwürmer, Insekten und Schnecken, lehnen aber auch menschliche Abfälle nicht ab.
Vibrionen – Nur sehr wenige Menschen gefährdet
Bakterien der Gattung Vibrio, auch Vibrionen genannt, sind weit verbreitet in den Weltmeeren. Sie erstrecken sich von Küstengewässern, Brackwasser bis hin zu Sedimenten. Vor allem bei höheren Wassertemperaturen können Vibrionen laut dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde eine Populationsdichte erreichen, welche eine Infektion insbesondere bei immungeschwächten Menschen ermöglicht. Es sind jedoch nur sehr wenige Badegäste durch Vibrionen gefährdet, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern (LAGUS MV) mitteilt: „Die Erkrankungsgefahr besteht im Wesentlichen für Personen mit bestimmten Grundrisiken. Dazu gehören Personen mit chronischen Grundleiden (z.B. Lebererkrankungen, Alkoholabhängigkeit, Diabetes mellitus) bzw. mit bestehender Immunschwäche (z. B. nach Transplantationen bzw. bei einer bestehenden HIV-Infektion) sowie Personen höheren Alters. Wenn Badegäste zu diesen Risikogruppen gehören und Hautverletzungen vorhanden sind, sollte ein Kontakt mit Meer- oder Brackwasser unterbleiben.“
Haupteintrittspforten für eine Infektion sind oberflächliche und tiefe Hautverletzungen, über welche die Vibrionen beim Baden oder Wasserwaten in den Körper gelangen. Häufig würde diese als Wundinfektion in unserer Region auftreten. Die Wundinfektion wiederum führt sehr schnell zu einer Sepsis mit einer Ausbreitung auf andere Körperteile, zu Fieber und Schüttelfrost. Die Infektion verläuft schnell und kann teils zum Todesfall führen. Entscheidend wäre laut LAGUS MV die frühzeitige Behandlung mittels Antibiotika-Therapie, um die Infektion aufzuhalten.