Von Konzerten, Sinfonien, Wandelhallen & Kino. Die Geschichte der Kühlungsborner Konzertgärten
Konzertgarten Ost
Nur ein paar Steinwürfe oder auch Flügelschläge von Kühlungsborn entfernt heißt es im ersten deutschen Seebad sinngemäß: „Frohsinn erwartet dich hier, entsteigst du gesundet dem Bade.“ So zu lesen auf einer Inschrift am klassizistischen Kurhaus in Heiligendamm – „Heic te laetitia invitat post balnea sanum“.
Wiederum in Kühlungsborn zeigt ein Spaziergang im Konzertgarten Ost, dass Meerwasser noch einiges mehr kann: Denn es hat so gesunde Wirkungen, dass es sogar im Körper und unseren Adern fließen könnte… Den genauen Ausspruch dazu entdecken Sie am achteckigen und reetgedeckten Pavillon, der heute der Stadtbibliothek Platz bietet.
Man könnte vielleicht auch an Goethes „Des Menschen Seele gleicht dem Wasser“ denken, wenn die Schritte durch den überdachten Wandelgang führen, der einen eleganten Schutz bei Meerwind & Wetter bietet und mit weißen Bänken zum Verweilen einlädt.
Die Anlage des Konzertgartens Ost erinnert räumlich an ein Amphitheater, mit ihrem großen offenen Platz und den leicht ansteigenden Sitzreihen. Die Zuschauer blicken auf den reetgedeckten Rundbau des Bühnenpavillons mit seiner Vorbühne. Viele Besucher Kühlungsborns kennen ihn von großen Konzerten und anderen saisonalen Veranstaltungen des Ostseebades. Neben seinen Putzfarben Hellgelb und Weiß zeichnet sich dieser Konzertgarten zudem durch seinen Brunnen aus: mit der Bronzeplastik „Die Lauschende“. Der Name passt gut zum Zweck des Konzertgartens, der selbstverständlich auch Meerklängen und „Wellensinfonien“ akustischen Raum bietet.
Aus der Historie:
1910 Bau der Lesehalle, 1912 Bau der Konzertmuschel
Lesehalle als freie Kopie des Kleinen Pavillons Doberaner Kamp,
Türen & Fenster mit geometrischen Sprossen, geschnitzte Ornamente
schon vor Errichtung gab es Kur- & Promenadenkonzerte
1939 bis 60er Jahre Meerwasser-Trinkkuranlage
1954-56 Neubau Wandelhalle und Bühnenpavillon
1995 schwere Brandschäden an Wandelhalle und Bühne, Wiederaufbau
2007/08 größere Erneuerungen, Anlehnung an die Farbfassung 1910
Nachzulesen in „Die Ostseeallee. Architektur und Geschichte“, hg. von der Stadt Kühlungsborn 2017
Konzertgarten West
Das populäre Thema Kinovorführungen gehört mit zur Geschichte des Konzertgartens West, der am Kreisverkehr Ostseeallee/Hermannstraße zu finden ist. 1978 baute man hier ein Kassen- und Kinovorführgebäude, das damit den Wünschen einer späteren Epoche Rechnung trug. Zur Entstehungszeit des Konzertgartens 1912 spielt wiederum die Funktion als „Musikhalle“ und später Konzertplatz die entscheidende Rolle. Öffentlich gezeigte Kinofilme, die es historisch seit 1895 gibt, steckten damals noch in den Kinderschuhen.
Ein Blick in die Baugeschichte verrät, dass in Kühlungsborn West (damals Arendsee) im Jahr 1912 ein schlichter, hölzerner Konzertpavillon errichtet wurde, der als schmückende Bekrönung eine Lyra erhielt. Einige Jahre später wurde dieser in den Dünenwald versetzt. Im Zuge der Erweiterung als größerer Platz für Konzerte entstand 1928 die nördliche Wandelhalle als Wetterschutz, die an den Musikpavillon anschloss und dessen Vergrößerung beförderte.
Der Zeitgeist der 50er Jahre brachte Veränderungen wie den Anbau der südlichen Wandelhalle und eine Eisdiele/Milchbar. Ob eine reine Milchbar ganz ohne „Höherprozentiges“ uns heute wieder locken könnte? Was die Veranstaltungen betrifft, so erlebte das Publikum in der Saison tägliche Konzerte und ebenso besondere kulturelle Highlights wie Ballett- und Opernaufführungen.
Nachdem der alte Pavillon um 1960 abgerissen und erneuert wurde, folgten im weiteren Verlauf verschiedene bauliche Veränderungen. In den Jahren 2007/2008 nahm man eine Umgestaltung des Konzertgartens vor, der dabei nach historischem Vorbild denkmalgerecht saniert wurde. Dabei wurden auch störende An- und Zubauten entfernt und u. a. behindertengerechte Zugänge geschaffen.
Warum 2 Konzertgärten?
– Kühlungsborn entstand erst 1938 aus dem Gemeinden/Ortsteilen Fulgen, Arendsee und Brunshaupten
– zuvor entwickelten sich Arendsee (heute Kübo West) und Brunshaupten (heute Kübo Ost) als eigenständige Badeorte
– Einrichtungen wie Kurhäuser, Lesehallen, Konzertpavillons mit ihren ursprünglichen Bauten entstanden deshalb doppelt
– heute sind beide Konzertgärten architektonisches Erbe der Stadt, Baudenkmale und beliebt bei vielen Veranstaltungsgästen & Besuchern
Mehr Infos unter www.kuehlungsborn.de oder in „Die Ostseeallee. Architektur und Geschichte“, hg. von der Stadt Kühlungsborn 2017