Wie die Buhne in die Ostsee kam
EIN SPAZIERGANG ENTLANG DER KÜSTE
Wenn man die wunderschönen Strände vom Ostseebad Kühlungsborn entlangspaziert, entgehen einem wohl nicht die vielen Holzpfähle, die in regelmäßigen Abständen aus Sand und Meer ragen. Doch was hat es damit auf sich?
Buhnen sind im Grunde genommen Dämme, die aus verschiedenen Gründen errichtet wurden. Am bekanntesten sind wohl die hölzernen Buhnen unserer Ostsee, die aus mehreren Einzelpfählen bestehen, welche horizontal zum Küstenverlauf in den Boden gerammt werden und meist etwa 40 bis sogar 80 Meter ins Meer ragen. In Kühlungsborn reichen die gut erhaltenen Buhnen vom Hansa-Haus in Kühlungsborn West bis zum Bootshafen in Kühlungsborn Ost.
Das klassische Sturmflutschutzsystem an der Ostsee besteht in der Regel aus Buhnen – sandreichem Strand – Düne – Küstenschutzwald und Seedeich. Die Buhnen führen zur seewärtigen Verlagerung der uferparallelen Brandungsströmung. Den Wellen wird bereits vor Erreichen des Strandes und der Düne der Großteil ihrer Kraft genommen. Dies führt zur Stabilisierung oder sogar seewärtigen Verlagerung der Uferlinie und ebenso zum Erhalt der vor Sturmflut schützenden Dünen.
Besonders während der Herbststürme holt sich die Ostsee jährlich Teile ihres Strandes zurück. Durch Wind und Wetter werden rund 70% der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern ständig abgetragen. Die Holzbuhnen bieten dabei viele Vorteile:
- Als Wellenbrecher mindern sie die Intensität, mit denen die Wellen auf den Strand treffen. Auch die zum Ufer parallele Strömung wird durch die Wälle verlangsamt, sodass es zu einer geringeren Erosion der Küste kommt – der Strand also weniger stark und schnell abgetragen wird.
- Buhnen werden angelegt, damit für die Schifffahrt in Niedrigwasserzeiten eine ausreichende Wassertiefe entsteht.
- Als Maßnahme des Küstenschutzes werden Buhnen senkrecht oder schräg zur Uferlinie angeordnet, um Gezeiten und Küstenströmungen abzuleiten sowie Wellen und Brandungsströme zu beeinflussen.
Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden in Kühlungsborn aus diesen Gründen Buhnen in Reihen aus massiven Holzpfählen errichtet. Sie reichen bis zu 80 Meter in die Ostsee hinein, werden dazu teils 6 Meter tief in den Sand gerammt und verlaufen im Abstand von ca. 60 Metern voneinander quer zur Uferlinie. Mit der Buhnenwurzel ist die Buhne in das Ufer eingebunden, das wasserseitige Ende nennt sich Buhnenkopf.
Mit der Entwicklung der Zeit sind Buhnen aus anderen Werkstoffen wie Stahlbeton und Steinschutt eingesetzt worden. In der Regel werden sie heute als Steinschuttdamm errichtet, in einfachen Fällen als Einwandbuhne mit Hilfe von Holzpfählen aus Eukalyptus, welches beständiger ist als heimische Holzarten.
Mittlerweile sind Buhnen in den Ostseebädern nicht mehr wegzudenken. Der Küstenschütz ist durch Sandvorspülungen zwar fortschrittlicher geworden, doch die traditionellen Holzbuhnen sind im Laufe der Zeit zu einem Stück Kulturgeschichte geworden. Heute sind sie ein beliebtes Fotomotiv für Gäste und für Anwohner ein Stück Heimat, auf das man nicht verzichten mag.
Doch neben den vielen Vorteilen und Kultur geht von den Buhnen in Kühlungsborn auch einige Gefahr aus, nicht umsonst ist es verboten, sie zu betreten. Neben der akuten Rutschgefahr durch die ständige Umspülung mit Ostseewasser, ist es auch gefährlich, in ihrer Nähe zu schwimmen. Die Strömungen, die Buhnen erzeugen, sind unberechenbar und es können leicht Strudel entstehen, selbst wenn nur schwacher Wellengang herrscht. Also ist hier Vorsicht geboten, damit der Urlaub im Ostseebad Kühlungsborn auch weiterhin mit schönen Erinnerungen verbunden werden kann. (nr)
SCHON GEWUSST?
Das schwerste überlieferte Sturmhochwasser der Ostsee traf die südwestliche Küste der Ostsee von Dänemark, Schleswig-Holstein bis Mecklenburg und Vorpommern in der Nacht vom 12. auf den 13. November im Jahr 1872.