Zwischen Eisenbahnbetrieb und Laienschauspiel
Seit mittlerweile über 100 Jahren fährt der Molli auf der Strecke von Bad Doberan, über Heiligendamm bis ins heutige Kühlungsborn. Jan Methling arbeitet seit über 20 Jahren für die Mecklenburgische Bäderbahn Molli GmbH und weiss so einiges zu berichten.
Schnaufend und dampfend zieht der Molli Tag ein Tag aus seine Linie zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn. Der Dampf-Zug bringt nicht nur Touristen zum Strand, Münster oder Zeltplatz – er nimmt seine Fahrgäste auch mit auf eine Reise durch die Zeit. Damals waren 40 km/Std. Reisegeschwindigkeit schnell und man durfte draußen auf der Plattform stehen und den Passanten zuwinken.
Daran, dass diese Zeitreise heute noch möglich ist, hat Jan Methling einen großen Anteil. Der gebürtige Rostocker arbeitet seit Gründung der MBB Molli GmbH im Jahr 1995 für das Unternehmen und hat davor noch im Dienst der Deutschen Bahn die Privatisierung mit vorbereitet. Als Ferienkind besuchte er die Oma im Harz. Dort fuhr man immer mit der Harzquerbahn (heute: Harzer Schmalspurbahn) zur Verwandtschaft. „Zugfahren war ja doch irgendwie immer schöner als mit dem Bus oder Auto“, Seit mittlerweile über 100 Jahren fährt der Molli auf der Strecke von Bad Doberan, über Heiligendamm bis ins heutige Kühlungsborn. Jan Methling arbeitet seit über 20 Jahren für die Mecklenburgische Bäderbahn Molli GmbH und weiss so einiges zu berichten. Jan Methling war schon in seiner Kindheit begeistert von Dampflokomotiven. und so machte er sein Hobby zum Beruf. Zwischen Eisenbahnbetrieb und Laienschauspiel erklärt Methling. So wurde die Begeisterung für Dampflokomotiven geweckt. Anfang der 80er Jahre wurde aus dem Interesse ein echtes Hobby. Der damals 13-Jährige bekam zu dieser Zeit seinen ersten Fotoapparat geschenkt und fortan wurden in den Ferien viele Eisenbahnen und Dampflokomotiven der damaligen DDR besucht und fotografiert – so auch der Molli.
Für den leidenschaftlichen Eisenbahnfan war es ganz klar, dass er Lokführer werden wollte. Doch dann kam es etwas anders. Im Raum Rostock wurde im Jahr seines Schulabschlusses nur eine Berufsausbildungsstelle mit Abitur zum Lokführer – so hieß das damals – angeboten. Weil bei Ablehnung eine erneute Bewerbung auf diese Stelle nicht möglich war, riet man ihm sich auf eine andere Stelle im Bahnverkehr zu bewerben. Es folgte also die Berufausbildung mit Abitur im Betriebs- und Verkehrsdienst mit Schwerpunkt Stellwerksdienst. Nach dem Wehrdienst folgte dann das Studium im Verkehrsingenieurwesen in Dresden. Für seine Diplomarbeit kehrte er 1994 zurück in die Heimat.
Nach der Wende wurde von der Deutschen Bahn (DB) geprüft, ob und wie man mit den Schmalspurbahnen der DDR umgeht. Jan Methling schrieb also bei der DB seine Abschlussarbeit mit dem Thema „Regionalisierung der Schmalspurbahn Bad Doberan“ und erarbeitete so ein Konzept zur Weiterführung des Bahnbetriebs des Mollis. Als der gesetzliche Rahmen für die Privatisierung der Bahnen letztlich geschaffen war, beteiligte er sich neben seiner Arbeit bei der DB an der Arbeitsgruppe Molli-Privatisierung. „Irgendwann hat man mich von meiner Arbeit auf dem Stellwerk befreit und ich habe nur noch in der AG mitgearbeitet“, erklärt Jan Methling. Viele Punkte seiner Diplomarbeit – wie die Einführung eine Winter- und Sommerfahrplans – wurden in das Konzept übernommen.
Der 49-Jährige ist heute beim Molli Leiter des Bahnverkehrs und stellvertretender Eisenbahnbetriebsleiter. Seine Leidenschaft für Züge hat er noch lange nicht verloren. Seit 1995 hält er dem Molli die Treue. Er wohnt sogar in einem der Kühlungsborner Bahnhöfe. Das hätte sich damals einfach angeboten und sei auch einfacher. Manchmal muss er morgens nicht einmal aus dem Fenster schauen, um zu wissen, wie warm oder kalt es ist. „Wenn die Temperaturen wieder sinken, wird morgens der Zug mit der Dampflok vorgeheizt. Das Rauschen ist ein sicheres Zeichen für kälteres Wetter.“ Auch abends, wenn noch viel zu tun ist, schleicht er nochmal mit auf den Bahnsteig und hilft den anderen beim Rangieren.
Doch Jan Methling leitet nicht nur den Bahnverkehr. Wie andere Mitarbeiter des Molli auch, schlüpft er hin und wieder in ein Kostüm und sorgt für gute Stimmung. Bei den Abendfahrten im Sommer verkleidet er sich als Räuber und überfällt als Mitglied der Joe-Bande gemeinsam mit anderen Laienschauspielern den Zug. „Anfang der 2000er fand bei uns das ,Theater an der Schiene‘ statt. Irgendwann mussten wir dann improvisieren und selbst ins Kostüm schlüpfen, zumindest um den Zug zu überfallen. Damals kam mir schon der Gedanke, dass man eigentlich auch einmal ein Theaterstück mit der Olsenbande auf dem Zug umsetzen sollte“. 2015 wurden die Pläne dann spruchreif. Gemeinsam mit den Räuberkollegen wurde ein Drehbuch geschrieben. Am 28. Juli 2016 startete dann die erste Sonderfahrt Olsenbande. Ein voller Erfolg – der Zug war schon lange vor dem Vorstellungstag ausverkauft. „Mithilfe der freiwilligen Unterstützung konnten wir Kostüme und einige Requisiten auftreiben. Wir haben hier aus der Region sehr viel Wohlwollen und Unterstützung erfahren und es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht! Sogar die Polizei Bad Doberan beteiligte sich an dem Theaterabend. Die Olsenbande wurde stilecht festgenommen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie bis zur nächsten Vorstellung wieder freikommen“, freut sich Methling.
Er liebt seinen Job. Er kennt den Molli inund auswendig. Und wenn Not am Mann ist, kann er auch mal als Zugleiter, Zugführer und manchmal auch als Heizer auf der Lok einspringen. Wenn Sie also auf dem Bahnsteig stehen, eine Frage zum Molli haben und Ihnen Jan Methling über den Weg läuft, sprechen Sie ihn an. Aber bringen Sie auch Zeit mit, denn zum Thema Molli hat der Leiter des Bahnverkehrs einiges zu erzählen.